Wer bereits durch unseren Onlineshop gestöbert hat, ist vielleicht bereits über ein Möbelstück gestolpert, das sich vom Chesterfield Sofa oder dem regulären Ledersessel optisch deutlich unterscheidet: Die Chesterfield Chaiselongue. Sie scheint wie ein eleganter Hybrid aus klassischem Sessel und klassischer Couch zu sein und doch umgibt sie irgendwie eine antike Aura. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen die Geschichte dieses ungewöhnlichen Möbelstücks näherbringen und erklären, was den Mystizismus der Chaiselongue ausmacht.
Die Chaiselongue ähnelt in ihrem Aufbau der antiken Kline – eine Ruheliege, die in der griechischen und römischen Antike aufkam und sich schnell zu einem der wichtigsten Möbelstücke in Privathäusern entwickelte. Die Liege mit erhöhtem Kopfende wurde regulär aus Holz oder gängigen Metallen gefertigt. Stücke jedoch, die ihre Verwendung in Speiseräumen fanden, bestanden auch aus Stein. Obwohl gerade die Klinen aus dem Hellenismus der uns bekannten Chaiselongue sehr nahe kommen, da fortan ihre Kopfstützen künstlerisch ausgestaltet wurden und so das Schmuckstück dieses Möbelstücks bilden, ist die Chaiselongue nicht direkt auf sie zurückzuführen.
Die Chaiselongue ist ein klassisch französisches Möbelstück, der Begriff bedeutet wortwörtlich übersetzt „langer Stuhl“ und dies deutet auf den eigentlichen Ursprung auch hin. Die klassische Chaiselongue ist sehr wahrscheinlich aus dem Lehnstuhl entstanden und nicht, wie es die moderne Form als flache Liege mit erhöhtem Kopfende vermuten lassen mag, aus der Bank heraus wie es für Sofa, Kanapee und Ottomane der Fall ist.
Als französisches Möbelstück wird die Chaiselongue erstmalig gegen Ende des 17. / Anfang des 18. Jahrhunderts in den Memoiren des Duc de Saint-Simon erwähnt. Jedoch geht aus seinen Schriften nicht hervor, wie die Chaiselongue in diesen Zeiten designt war. Erst ab den 1730er Jahren lässt sich dies zurückverfolgen. Zu diesem Zeitpunkt bestand das gängige Modell der Chaiselongue aus zwei gepolsterten Sesseln, die gegenübergestellt wurden. Ein passender Hocker konnte zur Verlängerung der Sitz- bzw. Liegefläche eingeschoben werden, die Seitenlehnen der Sessel waren geschlossen, Die Rücklehnen hatten unterschiedliche Höhen. Was zunächst vermutlich eine improvisierte Zusammenstellung verschiedener Möbel war, um zügig eine weitere Schlafstätte herzurichten, bildete ab den 1730er Jahren eine einheitliche Möbelkombination. Daraus wurde bald bereits ein einheitliches Möbelstück geschaffen, aus dem sich die uns heute bekannten Formen der modernen Chaiselongue und Récamière entwickelt haben.
Die Chaiselongue gehörte zur Wohnkultur des französischen Adels im Barock und im Rokoko. Sie wird daher auch heute noch mit Eleganz, Prunk und Noblesse assoziiert und die auffallende Ähnlichkeit mit der antiken Kline gibt ihr dazu noch eine mystische Aura. Obwohl es sich bei ihr um ein klassisch französisches Möbelstück handelt, wurde ihre Form auch vom Chesterfield Stil aufgegriffen. Das klassische Chesterfield Design entstand in England kurz nach der Etablierung der Chaiselongue in den französischen Adelshäusern. Da das erste Chesterfield Sofa von dem 4. Earl von Chesterfield, einem sehr geschätzten Trendsetter, in Auftrag gegeben wurde, steht das rautenförmige Design damals wie heute für guten Geschmack und Klasse. Es ist also kein Wunder, dass Chaiselongue und Chesterfield Design den Weg zueinander fanden, denn die Kombination der beiden Designs führte zu einem exquisiten Möbelstück, das in jeder klassischen Einrichtung zu einem unverwechselbaren Highlight wird.
Die Chesterfield Chaiselongue.
Duchesse brisée? Récamiere? Méridienne? Das sind die Unterschiede
Wie bereits zuvor erwähnt wurde, hat sich die Gestalt der klassischen Chaiselongue im Laufe der Zeit mehrfach gewandelt. Daraus ist nicht nur die moderne Form des Möbelstücks entstanden, so wie wir sie in der Chesterfield Chaiselongue sehen, sondern auch Varianten, die unterschiedlich bezeichnet werden.
Die ursprüngliche Form der Chaiselongue, die aus zwei Sesseln mit unterschiedlich hohen Rücklehnen bestand und mit einem Hocker in der Mitte zu einer Schlafstätte verlängert werden konnte, wird als Duchesse brisée bezeichnet, was so viel bedeutet wie „gebrochene Duchesse“. Woher diese Bezeichnung stammte ist bis heute ungeklärt.
Woher der Begriff „Récamière“ kommt, ist dagegen bekannt. Er lässt sich auf die französische Salonnière Juliette Récamier zurückführen. Die Dame ließ sich 1800 auf einem Möbelstück portraitieren, welches heute als Récamière bekannt ist. Wie die moderne Variante der Chaiselongue handelt es sich bei ihr um ein einheitliches Möbelstück, dessen Kopf- und Fußende jeweils erhöht sind. Allerdings fehlen der Récamière die Seitenlehnen, die für moderne Chaiselongues – zumindest auf einer Seite – charakteristisch sind.
Die Chesterfield Chaiselongue kommt jedoch der klassischen Méridienne in ihrem Design am nahesten. Die Méridienne besitzt ein erhöhtes Kopfende sowie eine hohe Kopflehne, die mit einem schrägabfallenden Stück auch die Seitenlehne bildet. Das Fußende ist dagegen in der Regel nicht auffällig bestückt: Die Lehne am Fußende fällt bei den meisten Designs weg und ist kaum erhöht. Die Mériedienne wurde in den französischen Adelshäusern vor allem im frühen 19. Jahrhundert beliebt.
Durch die moderne Bettcouch abgelöst – darum ist die Chaiselongue so selten geworden
Obwohl sich Duchesse brisée, Récamìere und Méridienne in ihrem Bau deutlich voneinander unterscheiden, werden sie alle allgemein als Chaiselongue bezeichnet und für kurze Ruhephasen oder als spontane Schlafstätten für Gäste genutzt. Allerdings entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten eine Vielzahl weiterer Alternativen, die die Chaiselongue als praktische und spontane Ruhestätte mehr oder weniger abgelöst haben. Sie ist darum als reguläres Möbelstück sehr selten geworden.
Die wohl bekannteste Alternative ist die moderne Bettcouch, wie wir sie auch bei den Chesterfield Schlafsofas vorfinden. Der Vorteil der modernen Bettcouch war im Vergleich zur Chaiselongue der größere Liegekomfort, den vor allem hochwertige Schlafsofas mit Federkernmatratzen bieten. Dieses Problem ist das Chesterfield Design angegangen und kombinierte das moderne Design der Chaiselongue mit der komfortablen Chesterfield Polsterung. Zwar ist die Chesterfield Chaiselongue als dauerhafte Schlafstätte nicht zu empfehlen, aber sie bietet für Ruhephasen und Nickerchen dennoch einen angenehmen Komfort.
Einen deutlichen Vorteil hat die Chaiselongue gegenüber dem Schlafsofa dennoch: Die moderne Bettcouch wird nie von so einer Eleganz, Noblesse und Mystik umgeben sein wie die Chaiselongue. Das macht sie zu einem einzigartigen Möbelstück, das zum Highlight einer jeden Einrichtung wird.